Die Ausbildung des Nachwuchses war bis nach dem Ersten Weltkrieg nicht geregelt.
Auf Antrag der Zeche Victor-Ickern erteilte das Oberbergamt am 19. September 1922 die Befugnis zur Ausbildung von Lehrlingen. Bereits im September 1926 wurde auf Victor III/IV einer der ersten Zechenlehrwerkstätten im Ruhrgebiet betrieben. Es wurden vier Schmiede, vier Elektrolehrlinge, ein Dreher, ein Tischlerlehrling und 40 jugendliche Arbeiter ausgebildet. An der Innenwand der Lehrwerkstatt stand zur Ermahnung
" Lehrjahre sind keine Herrenjahre "
Lehrwerkstatt mit dem alten Wandspruch von 1926
Schlosserei der Lehrwerkstatt 1928
Schmiede der Lehrwerkstatt 1928
Belegschaft der Lehrwerkstatt mit Ausbildern
1928
Berglehrlinge zum Abmarsch angetreten
1927
Wie früher in den Bethäusern der Zechen wurden die Namen verlesen, um die Anwesenheit der Auszubildenden festzustellen. Dann prüften die Ausbilder das gepflegte Aussehen der Jugendlichen, insbesondere die Hände, Haare und die Arbeitskleidung. Dem Appell folgten die werksseitigen Unterweisungen mit dem Schwerpunkt Untertagemaschinen. Danach wurden handwerkliche und bergmännische Tätigkeiten eingeübt. Die Zechenverwaltung förderte auch die körperliche Ertüchtigung der jungen Bergleute die nach der Arbeit oder Abends stattfanden. Victor III/IV gehörte zu der ersten Zeche die 1928 ein Lehrrevier unter Tage einführten. 16 Jahre alte Bergjungmänner wurden mit der bergmännischen Grundfertigkeit vertraut gemacht. Wie die Handwerkslehrlinge mussten auch die Bergjungmänner eine bergmännische Fortbildungsschule besuche. Da es noch keine zecheneigene Berufsschule gab, wurde der Unterricht in den städtischen Volksschulen zwischen 17:00 Uhr und 20:00 Uhr durchgeführt.
Die Untertageausbildung der über 16 jährigen im Lehrrevier wurde nicht vernachlässigt. Dafür standen zwei Ausbildungssteiger zur Verfügung.
Bilder-Galerie
Ausbildung
Lehrlinge am Leseband
Heime für Bergjungleute
Ehe man nach dem Krieg Bergjungleute nach Victor-Ickern holen konnte weil die Zeche Nachwuchs benötigte, musste ihre Unterbringung sichergestellt sein. Die Klöckner-Werke entschlossen sich daher zum Bau von zwei Jugenddörfern. Die jungen Bergleute wurden den Heimen nach Bekenntnissen zugeteilt. Die Möglichkeit zur christlichen Erziehung war für die Wahl der beiden Heimarten ausschlaggebend. In Absprache mit der Arbeitsverwaltung durfte Victor-Ickern in den niedersächsischen Arbeitsbezirken Hildesheim/Peine und in Stade junge Leute anwerben. Am 18. April 1952 waren die ersten Lehrlinge aus Niedersachsen eingezogen.
In Frühjahr 1952 waren sechs Lehrlingswohnhäuser, ein Wirtschaftsgebäude und ein Klubhaus des Evangelischen Christlichen Jugenddorfes "Meisenhof" fertig gestellt worden. Fünf weitere Wohnhäuser entstanden später. In jedem Haus wohnten 36 Lehrlinge in Dreibettzimmern. Jedes Haus wurde von sozialpädagogisch ausgebildeten Hauseltern betreut. Die Höchstbelegung des Ruhrjugenddorfes Meisenhof lag bei 638 jungen Bergleuten. Am 31. Dezember 1964 wurde der Meisenhof geschlossen. Heute ist der Meisenhof eine offene Justizvollzugsanstalt des Landes Nordrhein-Westfalen.
Meisenhof 1962
Jugenddorf 1955
Wäscherei Ruhrjugenddorf
Berglehrlinge mit einer Herbergsmutter
Bastelraum
Bundesjugenddorfmeisterschaften 1954
Meisenhof-Tanzorchester
Berglehrlinge aus Hildesheim 1956
Von links: Haus 9, Verwaltung Ruhrjugenddorfes
1955
Küche für 600 Berglehrlinge
Einzelzimmer im Knappendorf 1958
Von den Knappen selbst gebautes
Schwimmbecken
Bergknappe im Hobbyraum 1957
Schützenfestumzug in Hildesheim 1954
Im ersten Bauabschnitt des katholischen Heims wurden zwei Lehrlingshäuser, ein Wirtschaftsgebäude mit Speisesaal, ein Wohnhaus für den Heimleiter und die Verwaltungsangestellten, sowie eine Heizzentrale erstellt. Ein drittes Lehrlingshaus kam später hinzu. Zu den Lehrlingshäusern wurden dann noch zwei Knappenhäuser gebaut. In einem zusätzlichen Knappenheim wohnten Studenten, junge Steiger und so genannte Seiteneinsteiger die in ihrem erlernten Beruf keine Anstellung gefunden hatten. Unterbringung, Verpflegung und Wäsche kosteten 1955 monatlich 150 DM. Da die Heimstatt St. Barbara und das Ruhrjugenddorf Meisenhof immer weniger Nachwuchs bekamen, schlossen sie sich 1961 aus Wirtschaftlichen Gründen zusammen. Ihre endgültige Schließung erfolgte zum 31. Dezember 1964. Das Barbaraheim wurde anschließend zu Wohnungen umgebaut.
Ruhrbischof Hengsbach im Barbaraheim 1955
Berglehrlinge vor dem Haus Liborius 1956
Luftbild der Heimstatt St. Barbara
Berglehrlingsheim 1950er Jahre
Lambrettaroller vor dem Haus Michael 1956
Speisesaal der Heimstatt St. Barbara
Der Vinckehof war vormals ein Lager. 1957 wurden die Baracken von der zu Klöckner gehörenden Siedlungsgesellschaft Glückauf durch sieben zweigeschossige Häuser für 300 Bewohner ersetzt. In dieser ähnlich wie die Ruhrjugenddörfer großzügig ausgestatteten Wohnstätte wohnten meist in Norddeutschland angeworbene Jung- und Neubergleute und ältere Knappen. Mit dem starken Rückgang des deutschen Nachwuchses zogen ausländische Bergleute ein. So vom Februar 1958 bis Februar 1961 insgesamt 68 Japaner und im Mai 1964 die erste Gruppe Südkoreaner. 1972 wurde der Vinckehof an das Land NRW verkauft. Er diente zuerst als Offene Justizvollzugsanstalt für Jugendliche, dann als Ausbildungsstätte für Ersatzdienstleistende und Ende 1980 als Heim für Kriegsflüchtlinge, Asylsuchende und Aussiedler. 2000 wurde der Vinckehof abgerissen und es entstand eine Neubausiedlung.
Vinckehof 1958
Die ersten fünfzig ausländischen Arbeitskräfte auf Victor-Ickern kamen am 27. Februar 1958 aus Japan. Kurz danach kamen weiter 18. Diese 21 bis 31 jahre alten japanische Bergleute verpflichteten sich für eine dreijährige Ausbildung in Deutschland. Sie wohnten im Vinckehof und wurden in Einzelzimmern im Haus 1 und 2 untergebracht. Ende Februar 1961 flogen sie zurück in die Heimat. Vom März 1961 bis Oktober 1964 arbeitete die zweite Gruppe Japaner auf Victor-Ickern. Sie wurden im Meisenhof untergebracht. Einige von ihnen blieben durch Heirat in Castrop-Rauxel, zwei von ihnen wurden auf Ickern III Elektrosteiger. Leider erlitten zwei von über 130 Japaner hier den Bergmannstod.
Ende November 1960 kamen die ersten Griechen nach Castrop-Rauxel und wurden im Vinckehof untergebracht. Ende 1962 arbeiteten bereits 327 Griechen auf Victor-Ickern.
Im Mai 1964 wurden 62 Bergleute aus Südkorea zur dreijährigen Ausbildung auf Victor-Ickern angelegt und im Vinckehof untergebracht. Die letzten von 347 Koreaner trafen am 27. September 1971 im Vinckehof ein.
Im November 1968 wurden einige Marokkaner und 1970 , 180 Jugoslawen angelegt.
1970 hatte die RAG einen Anwerbestopp für Ausländer ausgesprochen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden auf Victor-Ickern keine Türken angeworben.
Ankunft von 50 japanischen Bergleuten Februar
1958
Verabschiedung der ersten Gruppe Japaner 1961
Japaner auf dem Weg zur Zeche Victor 3/4 1959
Auf dem Zechenvorplatz 1962
Ausflug der Japaner, Meisenhof 1962
Bedienen des Schreitausbaues 1959
Hauerprüfung der zweiten Gruppe Japaner 1964
Japaner in der Schwarzkaue Ickern III 1962
Koreaner
Koreaner in der Ausbildung Victor III/IV 1964
Ausbildung im Keller der Berufsschule Victor1964
Koreaner in der Lehrwerkstatt 1964
Flöz Gretchen BA 4 1967
Koreaner auf Ickern I/II im Flöz Gretchen BA 4 1967
Hauerprüfung Victor-Ickern von 1950 bis 1969
Bilder-Galerie
Meine Lernschicht auf Victor 3/4
Die 9 Klasse der Vinckeschule
Die 9 Klasse der Vinckeschule
Die 9 Klasse der Fröbelschule
Die 9a Klasse der Schule am Busch
Die 9b Klasse der Schule am Busch